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E.ON lässt Caches in Kirchhellen archivieren

Dies ist eine Kopie meines Artikels im Bottroper Forum.

Ich habe nun in dem Fall der beiden archivierten Caches einiges recherchiert. Ich habe Rückmeldungen von den beiden betroffenen Ownern, vom Reviewer, der die Caches archiviert hat und ich habe mit einer zuständigen Mitarbeiterin von E.ON gesprochen, auf deren Grundstücken die Caches lagen.

Nochmals zur Erinnerung: Am 9.5.2012 wurden die beiden Caches „Gladorgelbot“ und „Der Schatz des Grafen“ vom Reviewer Obelodalix archiviert. Als Begründung wurde angegeben, dass die Owner keine Genehmigung des Grundstückbesitzers eingeholt hätten und damit gegen die Richtlinien von Groundspeak verstoßen hätten. Weitere Informationen gab es nicht, weder für die Owner, noch für die Öffentlichkeit.

Bei vielen von uns ist das rigorose Vorgehen von Groundspeak in diesem Fall sicher auf Verwunderung gestoßen. Ich habe mich daher entschlossen, etwas über die Hintergründe herauszufinden.

Zunächst bestätigten mir die beiden betroffenen Owner, dass die Archivierung ohne Vorwarnung kam. Ihnen wurde im Vorfeld keine Möglichkeit gegeben, die Caches zu verlegen oder selbst zu archivieren, noch wurden sie informiert, wer die Archivierung verlangt hatte und auf wessen Grundstücken die Caches überhaupt lagen. Es gab auch keinen direkten Kontakt zu dem Grundstückeigentümern selbst.

Vom Reviewer, der die Caches archiviert hatte, erfuhr ich dann zumindest einiges zu den Hintergründen. Die Archivierung der Caches wurde von der E.ON AG gewünscht, der im Raum Kirchhellen/Dorsten/Gladbeck drei Waldstücke gehören (es ist das Gebiet östlich der beiden Freizeitparks). Diesem Wunsch wurde entsprochen und die Caches wurden mit Hinweis auf die fehlende Genehmigung archiviert.

Nachdem ich nun wusste, von wem die Archivierungen ursprünglich ausgingen, besichtigte ich zunächst die Orte, wo die Caches lagen. Es war auffällig, dass an mehreren Stellen Arbeiten im Wald stattfanden. Dort wurden teils großflächig Bäume gefällt. Im Fall von „Gladorgelbot“ hatten die Arbeiten den Ort des Finals noch nicht erreicht (es war ansonsten ein „Ablese-Multi“), während der Tradi „Der Schatz des Grafen“ direkt an ein Gebiet grenzte, wo Bäume gefällt worden waren. Während der Behälter des Tradis verschwunden war (wie der Owner mir berichtete), war das Final des Multis noch vorhanden (wie ich selbst festgestellt habe).

Ich versuchte daraufhin, Kontakt zur E.ON AG herzustellen, was einige Zeit dauerte. Bei einem großen Unternehmen mit langen Wegen ist das aber keine Überraschung. Heute konnte ich dann mit einer Mitarbeiterin von E.ON sprechen, die für die Verwaltung der betroffenen Waldstücke zuständig ist. Sie bestätigte mir zunächst, dass die Archivierung tatsächlich von der E.ON AG ausging. Sie hatte sich direkt an Groundspeak in Seattle gewandt und dort um die nötigen Maßnahmen zur Entfernung der Caches gebeten.

Auf meine Frage, wie E.ON auf die Caches aufmerksam wurde, bekam ich leider nur eine ausweichende Antwort. Es war von „Menschen im Wald“ die Rede, die aufgefallen wären. Meine Frage, ob einer der Caches gefunden worden sei, wurde verneint. Es wurde auch ausdrücklich ausgeschlossen, dass der fehlende Tradi bei den Waldarbeiten entfernt wurde.

Ich kam dann zum eigentlichen Kern des Problems und fragte, warum E.ON die Caches überhaupt archivieren ließ. Meine Gesprächspartnerin sagte, dies sei aus „grundsätzlichen Erwägungen“ heraus geschehen. Sie erwähnte nun die üblichen Vorbehalte gegen Geocaching, bspw. dass Cacher quer durch den Wald laufen würden. Auch meinen Einwand, dass die betroffenen Caches in diesem Fall nur wenige Meter vom Weg entfernt lagen und dass es keinen Grund gäbe, dort quer durch den Wald zu laufen, ließ sie nicht gelten und zog sich wieder auf die grundsätzlichen Bedenken zurück. Ganz offensichtlich wurden hier also nicht die Einzelfälle geprüft, sondern es wurde pauschal eine Entscheidung gegen Geocaches getroffen.

Ich fragte nun nach, ob es denn möglich wäre, bei E.ON eine Genehmigung zu bekommen, Caches auf deren Grundstücken zu platzieren. Dies wurde eindeutig verneint. Es würde „grundsätzlich“ keine solchen Einwilligungen geben. Dies gelte zumindest für die E.ON AG selbst, für Tochterunternehmen könne sie keine Aussagen treffen.

Auf meine Frage, ob denn nun damit zu rechnen sei, dass E.ON auch an anderen Orten Caches archivieren lassen würde, bekam ich wieder nur eine ausweichende Antwort. Dort, wo Caches „bekannt würden“, sei dies möglich. Es würde aber nicht gezielt nach Caches auf den eigenen Grundstücken gesucht (über die Geocaching-Plattformen im Internet).

Zuletzt kamen wir noch auf die Waldarbeiten zu sprechen, die ich in einem ersten Anschreiben als bedenklich eingestuft hatte. Diesbezüglich konnten meine Bedenken allerdings zumindest teilweise zerstreut werden. Im Bereich des Multis „Gladorgelbot“ finden derzeit übliche forstwirtschaftliche Maßnahmen statt, bei denen ältere Bäume aus dem Bestand herausgenommen werden. Die Arbeiten finden mit schwerem Gerät statt, was allerdings den Stand der Technik darstellt. Außerdem werden die Arbeiten von einem Förster begleitet, der einzelne Bäume vom Einschlag ausschließen kann (etwa wenn dort Vögel nisten). Im Bereich des Tradis wird dagegen ein Bestand komplett entfernt, der aus Pappeln besteht, die umsturzgefährdet sind. Diese sollen durch einheimische Baumarten ersetzt werden, wie mir gesagt wurde.

Wie ich vom Reviewer erfahren habe, sind bei Groundspeak nun die Flächen der E.ON AG (zumindest im aktuell betroffenen Gebiet) gesperrt. Das deckt sich mit der Aussage von E.ON, grundsätzlich keine Genehmigungen für Caches zu erteilen. Dort ist es also nun auch nicht mehr möglich, neue Caches zu platzieren. Dies dürfte vermutlich in der Zukunft noch für Unmut sorgen, wenn jemand versucht, in den schönen und vermeintlich leeren Waldstücken einen Cache zu legen.

Fazit: Groundspeak reagiert schnell auf Einsprüche von Grundstücksbesitzern und macht so nach außen hin deutlich, dass es keine Probleme mit Geocachern gibt und es somit auch keine Notwendigkeit für gesetzliche Beschränkungen gibt. Die Taktik geht auf, solange nicht jeder Grundbesitzer Einspruch erhebt. Denn eins dürfte allen klar sein, auch Groundspeak selbst: Für so gut wie keinen Cache gibt es eine Genehmigung des Grundstückeigentümers. Ein paar ungeliebte Caches im eigenen Vorgarten ausgenommen.